Studium an Universität, Fachhochschule oder Akademie - Was sind die Unterschiede?

Bei der Wahl eines bestimmten Studiums spielen nicht nur das Fach und der Studienort eine wichtige Rolle. Auch die Entscheidung für eine bestimmte Hochschulform wirkt sich maßgeblich auf den Studienverlauf aus. In der deutschen Hochschullandschaft existieren mehrere Hochschulformen nebeneinander. So stehen Bewerber immer auch vor der Frage: Soll es eine Universität, eine Fachhochschule, eine Fernhochschule, eine private Hochschule oder eine Akademie sein? Jede Hochschulform hat ihre eigenen Bedingungen und Vorzüge. Doch ist längst nicht jeder Studiengang an jeder Hochschule vertreten. Während generellere Fächer wie Betriebswirtschaftslehre, Kulturwissenschaften oder Volkswirtschaftslehre an Universitäten, Fachhochschulen oder privaten Hochschulen angeboten werden, sind speziellere Studiengänge wie Marketing Management oder Eventmanagement eher an privaten Hochschulen, Akademien oder Fernhochschulen vertreten. Wer nach einem dualen Studiengang sucht, wird in den meisten Fällen an einer privaten Hochschule oder Berufsakademie fündig. Die Wahl für eine Hochschulform hängt manchmal vom Fach oder einer bestimmten Fächerkombination ab. Außerdem ist die Frage entscheidend, ob man eher praxisorientiert oder wissenschaftsorientiert studieren möchte. Wir stellen hier die Hochschultypen vor und zeigen Dir, was jeweils charakteristisch für diese Form ist.

Die Universität- alleiniges Promotionsrecht und große Fächervielfalt

Die Universität zählt zu den wissenschaftlichen Hochschulen. Die theoretische und wissenschaftliche Ausbildung liegt hier im Fokus, obwohl seit der "Bologna-Reform" ein stärkerer Bezug zur Berufswelt erwünscht ist. Universitäten bieten eine breite Fächervielfalt und zahlreiche Möglichleiten, Fächer zu kombinieren sowie inhaltliche Schwerpunkte zu setzen. So bietet die Goethe Universität in Frankfurt zwei Möglichkeiten, Marketing zu studieren: Zum einen den Bachelorstudiengang Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Management/Marketing, zum anderen den Master of Science in Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Marketing Analytics.

Die allgemeine Voraussetzung für ein Universitätsstudium ist das Abitur. Folgende Abschlüsse kannst Du über das Universitätsstudium erreichen: Bachelor, Master, Master of Business Administration und zuweilen Staatsexamen oder Diplom. Ein Universitätsstudium erfordert von ihren Studierenden ein gewisses Maß an Eigeninitiative, was den Erwerb von Praxiserfahrung und Auslandssemester angeht. Promovieren geht übrigens nur an einer Universität, da diese Hochschulen das alleinige Promotionsrecht haben. Studiengebühren gibt es an den meisten Universitäten nicht mehr. Allerdings erheben Universitäten Semesterbeiträge für Verwaltung oder Semesterticket. Manche Hochschulen berechnen zudem "Langzeitgebühren" sowie Gebühren für Gasthörer, Senioren oder für Studierende in berufsbegleitenden Studiengängen.

Charakteristische Merkmale der Universität im Überblick:

  • Zugang mit Allgemeiner Hochschulreife
  • Ein breites Fächerangebot mit der Vielfalt der Kombinationsmöglichkeiten
  • Alleiniges Promotionsrecht
  • Große Auswahl an Studienstandorten
  • Je nach Standort und Fach überlaufen
  • Erfordert Eigeninitiative
  • Einblicke in andere Fachbereiche möglich (Studium Generale)
  • Im Regelfall Verwaltungsgebühren, aber keine Studiengebühren

Die Fachhochschule – Praxisbezug im Fokus

Die ersten Fachhochschulen gibt es seit den 1970er Jahren in Deutschland. Der Begriff "Fachhochschule" wird allerdings immer weniger gebraucht. Geläufiger ist die Bezeichnung "Hochschule für angewandte Wissenschaften" oder "University of Applied Sciences". Fachhochschulen beanspruchen für sich einen stärkeren Praxisbezug als Universitäten. Die Studiengänge gelten tendenziell als etwas "verschulter". Die meisten Studiengänge schließen mit Bachelor oder Master ab, in Ausnahmefällen sind noch Diplomstudiengänge zu finden. Wenn Du Dich für ein Studium an einer Fachhochschule bewerben möchtest, brauchst Du dafür die Fachhochschulreife. In einigen Fällen ist eine Zulassung durch Nachweis bestimmter beruflicher Erfahrung möglich (zum Beispiel Meisterprüfung). Im Unterschied zu einer Universität ist das Fächerangebot nicht ganz so groß. Fachhochschulen bieten hauptsächlich Studiengänge aus den Bereichen Wirtschaft, Technik, Ingenieurswissenschaften, Sozialwissenschaften, Pflege, aber auch Kunst und Kultur.

Promovieren war bisher an Fachhochschulen nicht möglich. Mit der Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge sollte die Durchlässigkeit zwischen den Hochschultypen erleichtert werden. Absolventen von Masterstudiengängen an Fachhochschulen sollten durch die Bologna-Reform eine universitäre Promotionsausbildung anschließen können. Dafür sind in den letzten Jahren so genannte Promotionskollegs entstanden. Dies sind Kooperationen mit Universitäten. Die Entscheidung zur Aufnahme für ein Master- oder Promotionsstudium liegt allerdings bei den Universitäten. Auch die meisten Fachhochschulen erheben keine Studiengebühren, Verwaltungsgebühren können allerdings anfallen.

Charakteristische Merkmale der Fachhochschule im Überblick:

  • Zulassung mit Fachhochschulreife
  • Manchmal Zulassung durch Nachweis relevanter Berufserfahrung möglich
  • Kleinere Fächerauswahl
  • Praxisnah
  • Oftmals kleinerer Campus
  • Anschließende Promotion nicht immer möglich
  • Durchlässigkeit zum universitären Masterstudium nicht immer gegeben
  • Im Regelfall Verwaltungsgebühren, aber keine Studiengebühren

Die Akademie – begleitend für Beruf oder Ausbildung

Wer eine Berufsausbildung mit einem Studium kombinieren möchte, sollte sich eine Akademie anschauen. Die Ausbildung an einer Berufs- oder Wirtschaftsakademie ist dem dualen Ausbildungssystem zuzurechnen. Dabei ist zwischen Berufsakademien/Dualen Hochschulen und privaten Akademien zu unterscheiden. Berufsakademien sind meist staatlich anerkannt. In einigen Bundesländern wie Baden-Württemberg, Sachsen, Berlin und Thüringen sind sie in staatlicher Trägerschaft. In anderen Bundesländern gelten sie als private Hochschulen. Im Unterschied zum Universitätsstudium weist das Studium an einer Akademie einen sehr hohen Praxisanteil auf. Die Studierenden sind sowohl bei einem Ausbildungsbetrieb angestellt als auch an der Akademie als Studenten eingeschrieben. Dabei sind unterschiedliche Studienmodelle geläufig. So kann die Berufsakademie-Ausbildung entweder nacheinander oder parallel verlaufen. Im ersten Fall erfolgt erst die praktische Berufsausbildung und dann das Studium an der Akademie. Im zweiten Fall gibt es abwechselnd Blöcke im Betrieb und an der Akademie. Von seinem Ausbildungsbetrieb erhält der Studierende in der Regel eine Ausbildungsvergütung, die zwischen 600 und 1.200 Euro monatlich liegen kann. Damit private Akademien Abschlüsse wie Bachelor oder Master verleihen können, kooperieren sie oftmals mit einer staatlichen Hochschule. So kann es sein, dass Studierende einer privaten Akademie im letzten Semester zur öffentlichen Hochschule wechseln, um dort ihren Abschluss zu machen. In den meisten Fällen werden Bewerber mit Abitur zugelassen, einige Akademien nehmen auch Anwärter mit Fachhochschulreife auf. Das Fächerangebot variiert anhängig vom Studienstandort. Die meisten Berufsakademien bieten Studiengänge aus den Bereichen Technik, Wirtschaft oder Informatik. Vorwiegend an den Akademien können Fachkräfte mit Berufserfahrung den Master of Business Administration (MBA) machen. Dieser Abschluss bereitet auf eine Tätigkeit als Führungskraft vor.

Charakteristische Merkmale der Akademie im Überblick:

  • Praxisnah
  • Oft kleine Lerngruppen
  • Ausbildungsvergütung
  • Begrenzte Fächerauswahl
  • Durchlässigkeit zum weiterführenden Masterstudiengang nicht immer gegeben
  • Abschluss MBA möglich
  • Manchmal Abschluss an Industrie und Handelskammer möglich
  • Entweder in staatlicher Trägerschaft oder Kooperation mit staatlichen Hochschulen
  • Oftmals Studiengebühren

Die private Hochschule – intensive Betreuung

In den letzten Jahren sind immer mehr private Hochschulen gegründet worden. Aufgrund ihrer recht hohen Studiengebühren waren sie einst als teure Kaderschmieden verpönt. Mittlerweile erfreuen diese Hochschulen sich wachsender Beliebtheit. Die Fächerauswahl ist im Vergleich zu den Universitäten kleiner. Die meisten privaten Hochschulen bieten spezielle wirtschaftswissenschaftliche Fächer wie Marketing Management, Business Administration oder Eventmanagement an. Da der Campus oft recht klein ist, sind die Lerngruppen entsprechend klein. Dies ermöglicht eine intensive Betreuung durch die Lehrenden. Viele Studierende schätzen zudem den hohen Praxisanteil, gerade wenn es sich um einen dualen Studiengang handelt. Viele private Hochschulen haben feste Kooperationen mit namhaften Unternehmen. Somit können Studierende von diesen Netzwerken profitieren. Manchmal ist eine Zulassung zum Studium ohne Abitur möglich. Entscheidender sind Aufnahmetests und Bewerbergespräche. Die Studiengebühren an einer Privathochschule sind meist recht hoch angesetzt. Zwischen 6.000 und 10.000 Euro fallen für solch ein Studium an. Dazu kommen Prüfungsgebühren. Bei einem dualen Studiengang bekommen die Studierenden in der Regel die Gebühren vom Partnerbetrieb erstattet. Achte darauf, dass Dein Wunschstudiengang akkreditiert ist. Auch wenn mittlerweile viele Studiengänge der privaten Hochschulen eine Akkreditierung vorweisen können, ist dies nicht immer der Fall. Die Abschlüsse sind außerdem nicht automatisch gleichwertig mit denen aus staatlichen Hochschulen. Manchmal stellt die private Hochschule Zertifikate statt Hochschulzeugnisse aus. Erkundige Dich vor der Bewerbung, welche Abschlüsse Du erwerben kannst und ob damit ein weiterführender Master an einer anderen Hochschule möglich ist.

Charakterische Merkmale der privaten Hochschule im Überblick:

  • Oftmals übersichtlicher Campus, kleine Lerngruppen
  • Netzwerke mit Unternehmen aus der Region/aus bestimmten Branchen
  • Praxisnah im dualen Studiengang
  • Zulassung ohne Abitur möglich
  • Hohe Gebühren
  • Nicht alle Abschlüsse entsprechen dem Bachelor/Master

Das Fernstudium – studieren von zuhause aus

Wenn Dir ein Präsenzstudium nicht zusagt, sei es aus beruflichen oder familiären Gründen, musst Du trotzdem nicht auf eine akademische Ausbildung verzichten. Ein Fernstudium kann eine Alternative zum Vollzeit-Präsenzstudium sein. Zu unterschätzen ist es dennoch nicht: Bis zu 15 Stunden in der Woche solltest Du mindestens dafür einplanen. Mittlerweile bieten Fernuniversitäten eine recht große Fächervielfalt: Wirtschaftswissenschaften, Marketing, Logistik, Eventmanagement, Tourismus, Psychologie oder Rechtswissenschaft gehören zum Beispiel ins Portfolio. Auch an einer Fernuniversität können die üblichen Abschlüsse wie Bachelor, Master oder MBA erworben werden. Dazu muss die Fernhochschule staatlich anerkannt sein. Bei einem Fernstudium bist Du an keinen Semesterbetrieb gebunden. Du studierst vom heimischen Schreibtisch aus und kannst dadurch zeitlich flexibel sein. Per Internet bist Du an den virtuellen Campus angebunden. Zudem bekommst Du so genannte Lehrbriefe mit der Post, deren Aufgaben Du lösen und wieder einschicken musst. Auch wenn Du den Großteil des Studiums zuhause verbringst, kann es einige Seminare mit Präsenzpflicht geben. Zu den Prüfungen reisen Studierende zum nächst gelegenen Standort. Das Fernstudium ist gebührenpflichtig. In den meisten Fällen kannst Du es einige Wochen kostenlos ausprobieren. Auf der jeweiligen Homepage kannst Du Dich über die Bewerbungsmodalitäten informieren. Manchmal ist es möglich, ohne Abitur zum Studium zugelassen zu werden, etwa dann, wenn entsprechende Berufserfahrung vorhanden ist.

Charakteristische Merkmale des Fernstudiums im Überblick:

  • An keinen Semesterbetrieb gebunden
  • Zeitlich flexibel
  • Berufsbegleitend/ausbildungsbegleitend möglich
  • Gebührenpflichtig
  • Lehrbriefe per Post oder per Mail
  • Wenig persönlicher Austausch mit Kommilitonen
  • Prüfungen oder Präsenztage in Hochschulzentren
  • Zulassung ohne Abitur möglich
Scroll to top